Frühmorgens, wenn das graue Licht
Durch den Vorhang dämmert
Wenn jäh dein Schlaf zuende ist
Der Wecker befiehlt und hämmert
Da fahren und bremsen und fahren sie schon
In die Autofabrik und ins Schulamtbüro
Die Leute am Rhein
Fahren in die Schlacht
Mit der 130, mit der 142, mit der 108
Sie sitzen wie Pakete da
Gestempelt, gestapelt, verstaut
Sie sind sich alle gar so nah
Im Schlachten schlagen vertraut
Doch an Einigkeit fehlt es ihnen oft
Der sieht schwarz, der macht, der hofft
Der dankt der Rotarmee
Der will zurück eine rechte Macht
Mit der 130, mit der 142, mit der 108
Der Motor zügelt, der Magen knurrt
Der Fahrer braucht auch sein Päuschen
Er isst zum Kaffee allein sein Brot
Liest lächelnd ein Banner am Häuschen
“Den Klimawandel gibt es schon
Kommunalverkehr ausbauen und mehr Lohn”
Die jungen Leute geben Mut
Lasst euch nicht vertrösten, gebt acht
Mit der 130, mit der 142, mit der 108
Abends brennen die müden Augen
Unter türkisen Masken schnaufen sie durch
Erst nein, dann ja – ob sie taugen
Ist in anderen Ländern längst vergangene Furcht
Ja denkt denn da keiner – wie schade es ist! –
Dass mit Corona noch keine Ende ist
Arbeitende Armee
Einig wäre es schnell vollbracht
Mit der 130, mit der 142, mit der 108
(Angelehnt an das Gedicht „Fahrgäste“ von Kurt Tucholsky)
Von Andrej Bill, 14.März ’21
Illustration von Rita Mirosch