Handlanger

Die seuchenerprobte Fleischindustrie
hat ein Problem:
ein Virus bedroht ihre Arbeiter.
Den Industriellen fällt zwar
kein Unterschied auf zum Vieh,
das sie sonst schlachten lassen,
doch die Regierung meint zügelnd,
es sind ja doch auch Menschen.

Da es sich um Menschen handelt,
handelt das Bundeskabinett
Verbote von Leih- und Werkverträgen
in der Fleischindustrie aus.
Zur Freude der
Arbeiter und Gewerkschaft
schreibt die Propaganda,
zur Empörung des
Fleischerverbandes
spielen die Industriellen mit.

Leiser als noch beim Verbot,
in flüsterndem Ton,
rät die Regierung dem Verband zum Rechnen:
Stellenabbau zu
Zehntausenden bei Lufthansa oder der Deutschen Bahn
  Zehntausenden bei Daimler oder BMW
    Zehntausenden bei Karstadt und Kaufhof
      Zehntausenden bei Bayer und BASF
        Zehntausenden bei ThyssenKrupp und Miele.
Zu Hunderttausenden spülen
wehrlose Arbeiter
zurück zu den Schlachthöfen
der Arbeitsagentur.
Da bleibt auch für
die Fleischindustrie was übrig.

Der Standard
von Leiharbeit
wird Standard.

 

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Von Andrej Bill, 27. Mai 2020
Illustration von Rita Mirosch

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