Groß war ich,
Und stärker noch
Als meine Begleiter von Geburt
Nun sitze ich in Not,
Flammenumringt mein Käfig
Verstärkt von Stacheldraht
Wiederrum umringt von Mauern
Hinter welchen die Familie lebt.
Wenn man’s Leben nennen kann
Eher Leiden trifft’s,
Was mit uns geschieht
Vater, Bruder, Mutter, Ich,
Unterworfen,
Doch nur die Hälfte merkt’s
Die andere wird ruhiggestellt
Von der jüngsten Ausgeburt.
Die hat es sich zum Ziel gemacht,
Auf unserm Schmerze aufzusteigen,
Mit List und Trug und mit Gewalt
Und Tritten, die nach unten zielen
Auf unser aller Köpfe.
Und wir beugten uns
Oder lehnten auf
Im Kampfe: Ängstlich- und Gerechtigkeit.
Der feige Geist aus selbem Samen
Unterwarf sich schnell,
Half bei einem Doppelspiel,
Stach sein Messer in den Rücken
Unser aller Herrschaft.
Ahnte nicht, was er da tat,
Als die Blutsverwandtschaft
Er in den Abgrund stürzte.
Doch Vater, der erhebt sich
Noch an Blindheit über ihn,
Denn aufgetragen wurde ihm
Zu wachen über unser Tun.
Ständig hämmert er behände
Regelwerk in das Gemäuer,
Als ständige Reaktion
Auf unsere Sklaverei.
Nun in Ketten liegt die Spenderin,
Die uns erst hat hervorgebracht.
Schützen wollt sie uns, vor’m Leid,
Nun trägt sie doch das Größte.
In den Katakomben ganz tief unten
Fristet sie ihr tristes Dasein,
Als Gebärmaschine ihres Kindes
Und die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Mein Rippenbogen spannt die Haut,
Kaum schützend Fett das sich zwischenschiebt,
Nur ab und zu, da fällt herab
Ein saftig’ Steak in den Staub,
Das ich begierig
Runterwürg’ in einem Satz.
Dann lieg ich dort und warte
Auf den nächsten Peitschenhieb.
So harren wir seit zehntausend Jahr,
Jeder martert sich auf seine Weise,
Sei es Furcht vor Machtverlust
Oder Furcht vor noch mehr Leid.
Langsam zeigt sich doch
Die Endlichkeit des Fleisches
Und der Hunger danach wandelt sich
In heiß ersehnten Freiheitsdrang.
Von Lukas Schepers / Illustration von Nadja Bamberger