Das Weltbild patriotischer Europäer und das Menschenbild einer impotenten Intelligenz – Teil II

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– Der deutsche Intellekt schafft sich ab –

Nun denn! Lassen wir unseren Autor zu Wort kommen und seine Absicht aussprechen.

Über die schiere Abnahme der Bevölkerung hinaus gefährdet vor allem die kontinuierliche Zunahme der weniger Stabilen, weniger Intelligenten und weniger Tüchtigen die Zukunft Deutschlands. Dass das so ist, weshalb das so ist, und was man dagegen tun kann – davon handelt dieses Buch. (S. 11)

Unser Autor spricht vom demografischen Wandel und stellt gleichzeitig fest, dass die Instabilen, die Dummen und die Faulen die Zukunft Deutschlands gefährden (es sind immer dieselben!), wobei fragwürdig ist, wen genau unser Autor mit Instabilen meint. Handelt es sich um Geistesgestörte? Oder um Unnormale, gar Verrückte? Um Psychopathen?
Wenn man vorsichtig darunter jene versteht, die nicht rigide den gesellschaftlichen Konventionen und Normen gemäß ihr Leben gestalten, dann hätten es wohl alle großen Romanfiguren der Literatur, samt Künstler jedweder Couleur und alle Geister des Fortschritts schwer in Deutschland zu leben. Denn sie sind alle in gewisser Weise ‚instabil‘ und gerade jene Figuren und Künstler üben auf den Zeitgeist einen besonders progressiven Reiz aus, die instabil sind, da sie den Zeitgeist, in dem sie leben, in Frage stellen, um einer neuen Zeit zuzuwinken. Aus dem ist eigentlich nur zu schließen, dass unser Autor im Umkehrschluss den Gefügigen und Gehorsamen, also den Konformismus will. Dahingehend gibt unser Autor sogar ein idealtypisches Beispiel, um uns zu illustrieren, wie jeder sein sollte.
Da unser Autor sich nämlich vorgenommen hat, zu erklären, „dass das so ist, weshalb das so ist und was man dagegen tun kann“, spricht er sich implizit ein Lob aus. Ein Narzisst! Wenn er vorgibt, die Misere Deutschlands erklären zu können und diese Misere, neben dem demografischen Wandel, auf die Zunahme von Instabilen, Dummen und Faulen zurückzuführen sei, dann heißt das, dass unser Autor von sich behauptet, stabil, intelligent und tüchtig zu sein. Unser Autor ist sich ein Idealtypus. Er schreibt ein Buch nach seinem Beispiel. Ein Lob des Elitarismus, ein Affront gegen den minderwertigen Teil der Bevölkerung!
Seinen Narzissmus untermalt unser Autor mit seinen idyllischen Kindheitstraumata, von denen er uns offenherzig berichtet und aus denen er eine Lebensweisheit zu ziehen weiß.

Oft frage ich mich, wo ich jetzt wäre, wenn ich statt mit Grimms Märchen, „Tausendundeine Nacht“ und der „Illustrierten Weltgeschichte“, die prägenden Kindheitsjahre mit dem Computerspiel „World of Warcraft“ verbracht hätte. Niemand kann das wissen. (S. 194)

Allerdings! Das kann niemand wissen, aber nach den Worten unseres Autors zufolge, wäre uns dann gewiss sein erfolgreiches Buch erspart geblieben.
Wie will der Herr Finanzökonom denn in seiner Arbeit vorgehen?

Ich stütze mich in meinen Ausführungen auf empirische Erhebungen, argumentiere aber direkt und schnörkellos … die Ergebnisse sind anstößig genug. (S. 11)

Unser Autor ist ein kühner Analytiker, mit der Tollkühnheit der Börse ausgestattet. Er stützt sich auf empirische Erhebungen, also auf Evaluation und Statistik, d.h. auf quantitative Messungen und quantitative Informationen, kurz, auf Zahlen.
Der Empirismus ist ein respektables Instrument, um die Wirklichkeit zu verstehen. Deswegen ist heute jeder glaubwürdig, der sich auf empirische Erhebungen beruft. Deswegen sind in fast allen gegenwärtig erfolgreichen Sachbüchern (sog. Bestsellern, also Meistverkauften) zahlreiche Diagramme, Tabellen und Skalen zu finden. Das macht integre. Dadurch gewinnt man Menschen für sich. Aber Statistik ist nicht gleich Empirismus und Empirismus nicht gleich Statistik. Letztlich ist der Empirismus, vereinfacht formuliert, der erkenntnistheoretische Standpunkt, der durch die Gesamtheit der sinnlichen Wahrnehmung der Welt Sinneserfahrungen schöpft und diese als Erkenntnisquelle nutzt. Die Perzeption ist die erste Quelle menschlichen Wissens.
Das Problem des heutigen Empirismus ist aber (das verdeutlicht das Wort „Erhebungen“), dass er, im Hinblick auf den Menschen und seine Welt, den Mensch quantifiziert und zu einer handhabbaren Zahl nivelliert, ohne die Komplexität des Menschen zu berücksichtigen, die hinter einer Zahl steckt, also ohne den sinnlichen, wahren Menschen, so wie er leibt und lebt, zu berücksichtigen. Der lebende Mensch wird zu Gunsten eines numerischen Menschen quantifiziert und mithin ausgeblendet. Der Empirismus wird ausschließlich mathematisch definiert, um sich das Etikett des ‚Intellektuellen‘ aufsetzen zu können. Dabei ist der Empirismus weit mehr als eine wertfreie Zahl. Sie ist vor allem Sinnlichkeit. Doch das interessiert angesichts der positiv-wissenschaftlichen Mathematik nicht, deren numerische Struktur wir in der Natur als die ‚geistige Struktur der Natur‘ begreifen, um geistige Thesen pseudomaterialistisch rechtfertigen zu können. Am Ende spricht man von gewissenhafter Arbeit auf der Basis materialistischer Komparation, obwohl die Arbeit auf idealistischen Axiomen, also auf der Bodenlosigkeit bzw. auf einem imaginierten Boden, gegründet ist. Das entwertet, neben dem Empirismus, auch die Mathematik selbst. Sie wird, jenseits seines Faches, zu einem willkürlichen Legitimationsmittel sonstiger Geisteswissenschaften, um jenen Geisteswissenschaften Naturgesetze, notwendige Gesetze zu implementieren. (Vorzügliches Beispiel: die heutige Wirtschaftslehre, die sich wie die Naturwissenschaft des Menschen verhält, obwohl sie die Wissenschaft des Profits und damit die Wissenschaft des reinen Egoismus ist.) Der Pseudointellektuelle ist ein Spezialist, der wahre Intellektuelle ist aber ein Universalist. Doch in modernen Universitäten wird die isolierte Spezifikation gelehrt, nicht die kohärente Universalität der Wissenschaften. Dabei ist die Welt – und die Absicht einer jeden Wissenschaft ist es die reale Welt besser verstehen zu können, ihrer Realität näher rücken zu können – eine einzige Kohärenz, eine totale Universalität; nicht eine steril in Modellen segmentierte Collage. Das beste Modell für eine Katze ist eine Katze. (Norbert Wiener)
Wir leben jedoch in einer Zeit, in der man mit Zahlen alles auszudrücken vorgibt, damit einem geglaubt wird, ohne aber die qualitativen Zusammenhänge erklären zu müssen. Demnach findet man immer Zahlen für das, was man erklären will, aber kaum Erklärungen für das, was die Zahlen ausdrücken – also für die eigentliche intellektuelle Arbeit, die Zusammenhänge. Nicht wir denken durch die Zahlen, sondern die Zahlen denken durch uns. Der Irrtum liegt aber darin, dass empirische, d.h. numerische „Erhebungen“ uns nicht ersparen, zu denken, sodass sie uns als positive Auswertung erscheinen, aber keineswegs ihre eigenen wesentlichen Ursachen anzeigen.
Zudem erschöpft sich der Empirismus in der Sinneswahrnehmung der Welt durch das Subjekt; wie oben erwähnt. Dies bedeutet jedoch, dass er rein positivistisch ausgerichtet ist. Das Objekt des Empirismus, sein Gegenstück, ist der Positivismus; er nimmt wahr, was ihm positiv erscheint und fasst das ihm durch seine Sinne Erscheinende zusammen zu Sinnesdaten. In der Folge nimmt der reine Empiriker eine fragmentarische Welt wahr, in der er die Welt abschnittsweise begreift, sodass ihm die Welt als die Summe der empirisch wahrgenommenen Einzelnheiten erscheint, wo doch die Wahrheiten der Welt in seiner Ganzheit schlummern. Denn alles in einer Welt sich durch Sinnesdaten beim Subjekt Manifestierende ist die konkrete Erscheinung eines konkreten Gesamtkausalzusammenhangs, also die konkrete Manifestation einer organischen Totalität. Beispielsweise gilt dem reinen Empiriker die Zimmertür als eine Tür mit entsprechender, sinnlich wahrnehmbarer, empirischer Beschaffenheit (Sie besteht aus x, y, z … ), ohne dass er jedoch jene Frage artikuliert, warum die Zimmertür seinen Platz in jenem bestimmten Zimmer gefunden hat. Ihn interessiert nicht die Grund-, sondern die Endfrage. Die Grundhaltung des reinen Empirikers ist nämlich der Skeptizismus. Der reine Empiriker hat Angst vor Wahrheiten und schafft sich nach Belieben seine eigenen Wahrheiten. Er ist ein Destruent. Demnach irrt der reine, oberflächliche Empiriker im Dickicht der Trugbilder. Er sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Seine Wahrheit ist die partikulare Erscheinung, ohne nach dessen Ursache zu fragen, und nicht der totale Zusammenhang, der auf die Ursache einer Erscheinung verweist. Er studiert den Baum und weiß nicht, dass er sich im Wald befindet.
Insofern ist generell festzuhalten: der reine Empirismus hat sein Urteil bereits im Vorfeld gefällt, obzwar er vorgibt induktiv zu sein. Denn man erfährt nur das, was man erfährt bzw. erfahren will. Man riecht, was man riechen will. Man schmeckt, was man schmecken will. Man nimmt in die Hand, was man in die Hand nehmen will. Der reine Empiriker ist ein Bündel voller Vorurteile. Er denkt nicht. Er nimmt wahr. Er ist für sich ein unorganisches Denken.
Wie dem auch sei, der Autor baut sich auf. Er schafft sich ein normatives Gesellschaftsbild durch empirische Fluktuation. Unser Autor wird mithin mit aller Vorsicht geschichtsphilosophisch.

Wer bestehende historische Tatsachen beklagt und verändern will, sollte sich geschichtsphilosophisch ein wenig selbst vergewissern. (S. 20)

Nachdem unser Autor bekundet hat, dass er „schnörkellos“ argumentiert, also frei von unnötigen Sentimentalitäten, verwundert es, dass er jedem Kapitel Verse oder Psalmen voranstellt. Wir sehen darüber hinweg. Bezeichnend ist aber, dass es sich – wie soll es auch anders im hochgelobten deutschen Geist sein – um Verse von Goethe und Schiller und darüber hinaus um biblische Psalmen handelt. Wer Goethe, Schiller und biblische Psalmen in einem Buch zusammenfasst, der lässt das deutsche Herz höher schlagen!
Nach der zusammen gewürfelten Einleitung zahlreicher Thesen beginnt unser Autor sein Debüt, indem er die Spuren der Geschichte in knappen 7 Seiten(!) aufsucht, um neue Thesen, diesmal historische Thesen in den übrigen vier Seiten(!) zu errichten. Er laboriert also mit Hypothesen. Dabei geht es ihm ausschließlich um den Wohlstand und den Wettbewerb der Nationen. Uns wird deutlich, dass die Welt unseres Autors eine auf Wettbewerbsvorteile getrimmte, hierarchisch strukturierte Welt ist. Die Welthierarchie und die Gewaltverhältnisse finden demnach seine besonderen Spezifikationen in den

speziellen Mentalitäten und Fähigkeiten, die (übrigens) den Entwicklungssprung Europas (ideell Nordamerika eingeschlossen) verursacht haben, (und) ihrerseits jetzt beeinflusst werden durch die besonderen Rahmenbedingungen, die durch Wohlstand und Sozialstaat entstanden sind. (S. 32)

Unser Autor stellt sich also auf den Standpunkt, dass die „Mentalitäten und Fähigkeiten“ Dauer und Wohlstand eines Volkes schaffen. Wenn er dann davon ausgeht, dass der Westen dadurch seinen „Entwicklungssprung“ habe, dann geht er von der rassischen Überlegenheit der eigenen Gruppe bzw. des eigenen Volkes aus. Wiederum räumt er aber ein, dass die „Rahmenbedingungen“ in wechselwirkender Weise konstitutiv auf die Variabilität der „Mentalitäten und Fähigkeiten“ einwirken. Im Falle Europas und Nordamerikas gesteht er damit entweder ein, dass die „Mentalitäten und Fähigkeiten“ Europas und Nordamerikas biologisch höherwertiger sind, oder, dass die „Rahmenbedingungen“, die die „Mentalitäten und Fähigkeiten“ hervorrufen, höherwertig sind, oder, dass beides zugleich zusammenfällt. Beim letzten Fall handelt es sich um die auserkorenen Götter des Olymps! Es handelt sich um Chauvinismus! Angesichts dessen, das die verheerenden Kriege von Europa ausgingen und auf Europa stattfanden, muss es sich zwingend um kriegerische Mentalitäten und Fähigkeiten handeln, deren sich unser Autor rühmt, da durch ihnen der „Entwicklungssprung“ stetig die wirtschaftliche Speerspitze der Moderne zeigt.
Aber im Grunde genommen will unser Autor darauf hinweisen, dass, trotzdem die Menschheitsgeschichte „kaum“ beeinflussbar sei, man dennoch durch die Allokation der Rahmenbedingungen konstitutiv auf die Gesellschaft einwirken und demnach „Mentalitäten und Fähigkeiten“ steuern kann.

Die Gesellschaft ist sich selbst Objekt und kann durch die Rahmenbedingungen, die sie sich selbst setzt, ihre Gestalt verändern (S. 34)

Wie scharfsinnig!
Aber, war dieser Hinweis wirklich nötig? Allerdings! Denn dadurch untermauert er mit einer negativen Hypothese, die Richtigkeit seiner These. Starke Argumentation! Wie begründet nun unser Autor seinen rudimentären, geschichtsphilosophischen Standpunkt, auf dem er sein rat race postuliert?

Wäre dies nicht so, dann wären alle menschlichen Gesellschaften wie die verschiedenen Schimpansenstämme im Urwald noch auf demselben Entwicklungsniveau, nämlich auf dem des afrikanischen Buschs. (S. 34)

Wie schwachsinnig!
Unser schnörkelloser Autor ergießt sich in seinen Entrüstungen über die Primitivität des „afrikanischen Busches“. Seine Leidenschaft macht ihn fahrlässig, denn er lässt sich für einen Augenblick gehen. Ist er wirklich „direkt und schnörkellos“, so hätte er vom „Neger“ sprechen müssen. Denn vom „afrikanischen Busch“ haben die Weißen gesprochen, wenn sie den „Neger“ meinten. Das ist die geschichtsphilosophische Kategorie unseres Autors, mit der er die unterentwickelten Völker bezeichnet: der „afrikanische Busch“! Was ist mit den germanischen Neandertalern oder barbarischen Wikingern, oder anderen mitteleuropäischen Heiden? Aber:

Alle Untersuchungen (welche Untersuchungen?) zeigen, dass Volkswirtschaften, Gesellschaften und Staaten umso erfolgreicher sind, je fleißiger, gebildeter, unternehmerischer und intelligenter eine Bevölkerung ist. Deutschland stand auf der Erfolgsleiter immer ziemlich weit oben. (S. 34)

Unser Autor ist aufrichtig mit seiner rassistischen Rhetorik. Der „Neger“ hat die Nutzanwendung und den Nutzwert des Geldes, aber zuvorderst das Schwert zu spät für sich entdeckt. Doch schließlich kann er nichts dafür. Die „Mentalitäten und Fähigkeiten“ der Europäer waren ihm voraus. Die kriegerische Ausbeutungspraxis des Europäers hat den friedvollen afrikanischen Buschbewohner zermalmt. Über die mit der Neuzeit einbrechende Möglichkeit des Kolonialismus (Christopher Kolumbus, 15 Jhd.), welche nach 3 Jahrhunderten zum System wurde. und die dadurch geschaffene Überkapazität an Ressourcen und sklavischer, unentgeltlicher Arbeitskraft wird nichts erwähnt – die historische Überlegenheit des Europäers. Doch unser Autor hat ein Problem mit sich: Unser Autor schweigt, das bedeutet, er verschweigt es sich. Das ist leicht, das ist rassistische Geschichtsphilosophie. An dieser Stelle muss der Buchtitel umgeschrieben werden in: Der Europäer hat den Afrikaner abgeschafft.
Unser Autor war bestrebt uns „anstößige Ergebnisse“ zu präsentieren. Er präsentiert uns aber sein anstößiges Denken.
Dem „historischen Ausflug“ folgt ein futuristischer Ausflug. Auch hier wird Deutschland und die Welt unter ökonomischen Kategorien im Hinblick auf Krieg im Frieden subsumiert.
Dann folgt endlich kein „Ausflug“ mehr. Unser Autor begibt sich in die Gegenwart und zieht ihr abermals die ökonomische Schablone auf („Ökonomisch“ bedeutet bis zum hiesigen und im folgenden Kontext natürlich Konkurrenz und Profitmaximierung, kurz, Krieg im Frieden).

Letztlich beruhen unsere Wettbewerbsstärken vor allem auf dem Ausbildungsgrad, den Ideen, den Fertigkeiten, dem Fleiß und der Motivation der Menschen in unserem Land. Denn wir müssen ständig neue Produkte und Dienstleistungen (er meint also, Arbeitsprodukte!) auf den Markt bringen  (S. 52)

Und zum Werk unserer Heiligkeit:

Eine funktionierende arbeitsteilige Volkswirtschaft ist eine komplexe Maschinerie. (S. 52)

Dann folgt, dass insbesondere Deutschland keinen anderen auszubeutenden Rohstoff hat, aus dem sich eine Wettbewerbsstärke generieren lassen würde, als endlich den Rohstoff Intelligenz, also den Rohstoff Mensch. Schließlich war und ist Deutschland nicht mehr das Land der Dichter und Denker. Dahingehend differenziert unser Autor jedoch, dass es die einen, anderen Fächer und die sog. MINT-Fächer gäbe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Zurück zur Wettbewerbsstärke und dem Rohstoff „Intelligenz“, lassen sich Wettbewerbsvorteile nur durch Innovationen erreichen, denn mit einer Innovation geht ein technischer Fortschritt einher, mit dessen „nationaler“ Monopolisierung Deutschland sich im Wettbewerb behaupten könne. Hier schließt unser Autor den Kreis und macht die sog. MINT-Fächer verantwortlich für den technischen Fortschritt eines Landes.
So weit, so gut!
In Deutschland prognostiziert unser Autor aber die erschütternde Spekulation, dass, sowohl nach OECD-Studien als auch der PISA-Studien, die Hochschulabsolventen der MINT-Fächer in Deutschland nicht einmal den Durchschnitt erreichen und dieser Wert – jetzt vermischt sich die Angst vor dem Internationalismus unseres Autors mit seinen Zahlen – zukünftig fallen wird. In concreto bedeute dies: der Abgang Deutschlands auf dem Weltmaßstab der Exzellenz. Der Elitarismus benebelt jeden Gedanken unseres Autors. Kein Wunder, er zählt sich schließlich selbst zur Elite, auch wenn er das nicht zugeben mag!
Hauptschuldig sei dafür vor allem die „heterogene Gesellschaft“. Das rassische Gespenst nähert sich uns wieder an. „Entscheidend“ für den Abgang Deutschlands sei die Einwanderungspolitik.

Die Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte hat nicht hat nicht die Leistungsträger fremder Völker angelockt, sondern vornehmlich Landbewohner aus eher archaischen Gesellschaften, die in ihren Heimatländern am unteren Ende der sozialen Rangskala wie auch der Bildungsskala angesiedelt sind. (S. 58)

Ha! Da sind die „weniger Stabilen, weniger Tüchtigen und weniger Intelligenten“: die ins Land importierten, ausgeladenen, billigen Waren mit Beinen – die Ausländer! Dieses ethnische Element, welches ein rassisches wird, sobald unser Autor von der Minderwertigkeit bestimmter kultureller „Mentalitäten und Fähigkeiten“ spricht, deren mindere Intelligenz messbar und Dummheit erblich sei, begleitet uns fortwährend im kleingeistigen Denken unseres Autors. Nach Deutschland siedeln vornehmlich „afrikanische Buschbewohner“.

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Von Mesut Bayraktar
(Illustration von Priska Engelhardt)


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Teil III, 3. Mai 2015 (Sonntag)
Teil IV, 6. Mai 2015 (Mittwoch)
Teil V, 10. Mai 2015 (Sonntag

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