Tropfen in Höhlen klingen wie Bomben

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Ich nehme die Stufen
Der Schlund eines Riesen
Öffnet sein Maul
Es ist schön kühl
Keine Sonne doch
Alles lebt

Stein
Gespenster
Die Schatten
Von der Decke
Tropft Schleim
Die weißen Pusteln da
Die platzen gleich
Ich fasse sie an
Aber puh
Alles trocken

Das Gestein
Weiß und tot
Doch wie anmutig!
Mein Gebein
Das bleibt
Sagen die Steine
Und schlingen sich

Sag
Wer hat nur die Wände
So schön
Verziert! Hier wachsen
Orgelpfeifen, die gotischen
Auf denen damals schon
Bach gespielt hat
Doch keiner orgelt hier
Alles starr
Keine Tropfen
Mehr
Ich möchte bleiben

Die Felsen berichten
Sie sprechen nicht
So lange! Rufen sie
Immer Tropfen
Warum bewegt sich
Nichts hier
In diesem ganzen
Treiben

Und die Zeit
Vergeht
Wie im Flug
Es tropft
Zu viele Frames pro Sekunde
Ich verflüssige mich

Hierher komme ich
Wenn mich die Welt
Verdaut hat denke ich
Hierher

Und die Furchen
Die Seile
Die Wurzeln
Der gezogene Gummi
Kleine Regale aus
Knochen an der Wand
Das ist ein Schlüsselbein

Ausgang versperrt
Er hat mich gefressen
Mein Planet
Tropfen in Höhlen
Klingen wie Bomben

 

Von Svenja Hauerstein, 14.10.22
Illustration von Claudia Kuhn 

 

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