Herausgerissen aus deiner Umarmung,
abgebrochene Gespräche im Kreis der Freunde,
tiefschwarzer, nasskalter Schichtbeginn.
Hirn und Magen zerfressende Hektik der Arbeit,
Einsamkeit zwischen ohrenbetäubenden Lärm der Maschinen,
schreiend, gellend helles Neonlicht schmerzt die Augen,
stinkende schwere Luft beißt in Nase und Hals,
lähmende ermattende Müdigkeit legt sich auf den Körper,
ständig erbitterter Kampf um die tonnenschweren
Augenlieder aufzuhalten,
Uhrzeiger, verwandelt in langsam, kriechende Schnecken,
nicht erreichen wollend den Feierabend.
Herrlich wohlig belebendes Bad unter heißer Dusche,
abwaschend tausenderlei Arten von Dreck
und die Hektik der Nacht,
wohltuende, langsam hochsteigende Müdigkeit,
Ewigkeit um Ewigkeit herbei gesehnter Augenblick,
zu fallen, kaputt und erschlafft ins paradiesische Bett.
Unruhiger Schlaf, unterbrochen durch
Klingeln und Lärm von Straße und Hof,
dämmriges Erwachen, zu früh, zur Mittagszeit
Tag um Nacht aufs Neue.
Oh, Schicht wie ich dich verfluche!
Gedicht von Wolfgang Teuber, 15. Feb ’22
Illustration von Rita Mirosch