An die Nachgeborenen (In Auszügen)
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Von Bertolt Brecht
Und doch essen und trinken wir.
Und doch lachen und tanzen wir.
Und doch gehorchen und folgen wir.
Und doch leben, aber sterben wir nicht gern.
Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten.
Zeiten, deren furchtbare Wahrheiten wir noch immer nicht bereit sind zu empfangen. Den Freund in der Not vergessend, der in einer verwobenen und globalisierten Welt Produzent als auch Opfer unseres Wohlstandes ist, strampeln und klagen wir mit Partyhut auf dem Kopf über unseren Pfad des Überflusses, ignorieren dabei die Nutznießer über uns und leugnen unseren Zusammenhang mit dem Rest der Welt. Bereitwillig lassen wir uns so eine isolierte und angeborene Individualität vorgaukeln, deren hohle Würde und leerer Wert rein aus sich selbst heraus funktioniert und jegliches Verhältnis negiert. Das Ergebnis ist eine ernüchternde Orientierungslosigkeit, in der das Individuum die Konsequenzen seiner eigenen Taten weder erkennen, noch bemessen kann und in der es ohnmächtig erstarrt vor allen gesellschaftlichen und politischen Bewegungen, deren Ausdrücke konkret in seinem alltäglichen Leben münden.
Wir, als eine Gruppe von jungen Künstlern und Denkern, wollen uns nicht scheuen, unsere Stirn in Falten zu legen und wollen uns auch nicht scheuen „die furchtbare Nachricht“ in Empfang zu nehmen, die nur solange furchtbar bleibt, wie wir sie ignorieren. Deshalb rufen wir jede und jeden, die bzw. der ebenfalls den Wunsch nach Veränderung in sich trägt und irgendeine Form für seinen Ausdruck gefunden hat, sei es Schriftstellerei, Malerei, (Web-) Design, Fotografie, Lektorat oder aber Vorleser, uns zu kontaktieren. Wir wollen kein Bewerbungsschreiben von euch, sondern lediglich einen Eindruck eurer Arbeit, um mit euch zu diskutieren. Denn Nous. lebt vom gemeinschaftlichen Charakter literarischen und künstlerischen Schaffens!
E-Mail: nous@freenet.de
27’Juni .2017
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