Die dunklen, feuchten Wälder in Trier,
die Wälle der Mosel, beschatten meine Brust
und wecken tief in meiner Seele eine schier
unversiegliche Urerinnerung an unersättliche Lebenslust,
die fressen will die Rinde, die aus der Erde wächst
und saufen will den Regen, der auf die Tannen fällt,
sich einbetten will im Schlamm, der den Puls bedeckt,
um wieder aufzustehen in einer überquellenden Sinnenwelt.
In solchen Wäldern, wie in Trier, wohnt noch der Geist,
der längst vergessenen Räuberbanden,
die jede unselige Sitte verwarfen und Würmer gespeist‘,
alle Falschheit hassten und die Freiheit besangen.
Raues Trier, das Unbezähmbare pfeift durch deine tristen Straßen
und das Unendliche wird jäh ganz grau;
In mir wühlt sich was zusammen, zugegebenermaßen,
dein naturwüchsiges Wesen ist mir vertraut.
Die roten Felswände, das Tal, dein zäher Bau;
Das Rastlose, was still in deinem Moder wohnt,
tobt in mir ebenso, will ganz raus in deine Wälder; schau,
in dir ist ein Teil von mir, der andere gehört dem Mond.
Die alten Römer bauten dir mit Bedacht ein schwarzes Tor,
um sich von ihrer unstillbaren Kriegslust nordwärts zu trennen.
Auch ich trage ein schwarzes Tor in meiner Brust wie ein Karl Moor,
hinter dem es stürmt und drängt, um (alles verzehrend) auszubrennen.
Von Mesut Bayraktar, 27.Nov’16
Folgt uns auf Facebook: www.facebook.com/nous.literatur