Schwester
Sie reckt mein Kinn so,
dass das schale Wasser meine Mundwinkel
nicht streicht
Die stärksten Arme, die ich kenne
Und lange Finger, die mit
den Tasten tanzen können
dunkle Brauen
und blaue Augen statt meiner Grünen
Ihr Körper weich und standhaft
Er verlässt seine Hülle nicht
Unsere Geschichten sind verworren
mit dicken Linien und starkem Duktus in die Gegenwart
Schweigend atmet sie meinen Wahnsinn ruhig
und regelmäßig aus
In ihrer Mimik manchmal
seit einigen Monden und Sonnen
ein winziger Stich, eine Kränkung
aus der ein Schmerz quillt
So still und leise
Eine Fremdheit sinkt mir in den Magen
Ein graues Gewand
Ich hätt es übersehen beinah
beim Versuch zu lieben
wo eine große Steinwüste herrscht
Seit aus den schwarzen Ästen
wieder junge Blätter trieben
ist sie fort
Und mit ihr gegangen was niemand
mir ersetzen kann
Von Alina Essberger, 06.01.23
Illustration von Rita Mirosch