In Deutschland heißt es wieder bloß:
„Kultur braucht Führung und Rahmen!
Also hängt sie auf, die Fahnen!“
Ein Scheißdreck ist hier wieder los.
In Deutschland ist man stolz aufs Fahrzeug:
„Durch deutsche Baukunst im deutschen Wagen,
wird man sicher kilometerweit getragen!“
Ja, man redet solches Zeug erneut.
„Was ist deutsch?“, fragt nun der Türke.
„Schaut doch in die Fabriken!
Wer lässt sich dort denn blicken?
Wir Ausländer!“, sagt er mit Würde.
„Was ist deutsch?“, fragt auch der Pole.
„Wer liefert die Pakete?
So schnell wie ‘ne Rakete!
Wir Ausländer!“, sagt er – Schluck – zum Wohle.
Und „Was ist deutsch?“, fragt der Russe.
„Wer macht denn den Personentransport?
Kutschiert Menschen von Ort zu Ort!
Wir Ausländer“, sagt errr „fahren Bahn und Busse!“
Auch Menschen aus den Philippinen,
aus Marokko, Vietnam und Italien,
aus Mali, China und Spanien
sind’s, die täglich der Gesellschaft dienen.
Wieso nicht die Menschen sehen, die schaffen?
Gemeinsam ausgebeutet im gleichen Land,
gemeinsam arbeitend Hand in Hand;
durch Nationalismus richten Genossen aufeinander die Waffen.
Die Kampfkraft geschwächt, die Arbeiter gespalten;
wen freut‘s also, den Rassismus zu erhalten?
Bei der Frage „Was ist deutsch?“
merkt man, die Kultur der deutschen Nation
bedarf der multikulturellen Definition;
oder gleich weg damit! Es lässt sich ja doch nichts drauf reimen.
Schrebergartensiedlung, Köln-Mühlheim
Finnensiedlung gegründet 1944, Köln-Höhenhausen
Herrenausstatter in der Keupstraße, Köln-Mühlheim
Von Andreas Bill, 22.März’17 / Photographien von Giorgio Morra