Liebe LeserInnen,
wir freuen uns, euch zum Ende des Jahres die 7. Ausgabe von Nous. vorlegen zu können. Mit der letzten Ausgabe haben wir endlich unsere Grundform, die aus der ganzen vorangegangenen Arbeit hervorgegangen ist, gefunden. Ihr werdet auf Kurzgeschichten, Gedichte, Prosa und Gastbeiträge, sowie eine Rezension stoßen. Den Schriften sind zahlreiche Illustrationen beigelegt, die für sich betrachtet auch einen gewissen Selbstständigkeitscharakter besitzen. Abermals gibt es kein Hauptthema, aber auch keine metaphysische Tabula rasa. Denn auch hier stehen sämtliche Schriften unter einem einheitlichen Zeitkontext, sodass sie sozusagen Kinder ihrer Zeit sind. Insofern werdet ihr den gemeinsamen Tenor der Schriften, die diesmal einen unübersehbaren Realismus-Einschnitt haben, selbst erkennen und formulieren können. Wir denken, dass die Menschen ein immer stärker werdendes Bedürfnis nach einem das Denken stimulierenden Realismus haben – einem aktivistischen Realismus, der soziale Kausalzusammenhänge freilegen soll, um gesellschaftliche Ursachen und folgenschwere Triebkräfte sichtbar zu machen, durch die wir heute wie Murmeln in einer Glasschale hin und her geschleudert werden.
Nach der letzten Ausgabe wurde uns oft die Frage gestellt: warum „neue Literatur“? Darauf möchten wir an dieser Stelle kurz Bezug nehmen, gleichwohl wir wissen, dass wir in einem Vorwort auf diese Frage nicht befriedigend werden antworten können.
Im Vorwort der letzten Ausgabe wurde erwähnt, dass Nous. aus der kritischen Beobachtung hervorgegangen ist, wonach seit einigen Jahren u.a. ein literarischer Eskapismus vorzuherrschen scheint, der angesichts der stürmischen Zeitumstände künstlerisch nicht mehr legitimierbar ist, gar selbst als ein Zeichen für den künstlerischen Zerfall gedeutet werden kann. Daraus wuchs die Einsicht, Neues zu wagen, anstatt Altes zu wahren. Das „Neue“ unserer Literatur, das schöpferische Element, das wir dabei verfolgen, hat im Grunde genommen zwei Seiten. Auf der einen Seite knüpfen wir an große Traditionen an: Neues kommt nicht von nichts. Auf der anderen Seite möchten wir bei den Traditionen nicht stehen bleiben, sie konservieren, im Gegenteil, wir möchten alles Fortschrittliche konsequent aus ihnen herausschürfen, um mit ihnen auf die gegenwärtige Bewegung in Gesellschaft, Politik, Kunst und Philosophie verändernd eingreifen zu können. Das setzt – wie sich versteht – Lernen, Denken, Kritik, Beobachten, Schreiben, kurz: Aneignung, Negation und schließlich Synthese voraus. Das unterscheidet eine triviale Neuheit von einem schöpferischen Neuen, wie die Literaturgeschichte selbst beweist. Entsprechend ist der gemeinschaftliche Charakter unserer Arbeit unerlässlich und notwendig. Daher diskutieren, schreiben, reimen, kritisieren und rezensieren wir im Rahmen des Zeitkontextes, um mit Blick auf die materiellen Verhältnisse diskutable, neue, denkende, verantwortliche Literatur zu produzieren.
Zum Schluss dieses Vorworts möchten wir uns bei allen Helfern und Kritikern für ihren Einsatz bedanken, insb. unserem Künstlerteam für die Illustrationen, den Gestaltern für Ihre unermüdliche Ausdauer und ganz besonders unserer Lektorin für Ihre stete Zuverlässigkeit und Arbeitsbereitschaft.
Nun, liebe LeserInnen, wir wünschen angespannte Unterhaltung bei der Lektüre.
Gez.
Nous. – Redaktion




