Ein fragwürdiges System

Zu viel Öl, zu viel Milch, zu viel Stahl,
– das sind die Krisen unsrer Zeit.
Des modernen Menschen größte Qual,
ist zu verbessern, seine Fähigkeit.

„Verzeiht“ ruft da ein Schüler: „Warum ist’s schlecht
Waren produziern zu können in unbegrenzter Meng‘?“
„Tja“, so der Lehrer, „härter wird das Konkurrenzrecht
und der gute Profit – er schmilzt dahin.“

„Moment! Die Massen würden doch profitieren,
mir scheint, des Unternehmers‘ Interessen sind das Problem.“
„Gewiss, doch jene Wenigen gilt’s zu hofieren,
auf ihrem Engagement baut’s ganze System.“

„Doch! – Das Öl, die Milch, der Stahl,
warum sind’s nicht alle, die drüber bestimmen?“
„Aha, dann fehle ja der Wettbewerb; direkt fatal!
Mit ihm der Reiz, zu produziern in größ‘ren Mengen.“

„Aber! Es gibt doch bereits zu viel,
obschon noch welche darben, welch Widerspruch!
Wem nützt der Zwang in diesem Spiel?“
„Nun, das steht doch schwarz auf weiß in deinem Buch:
das Wohle Aller ist der Marktwirtschaft oberstes Ziel,
drum Privateigentum ein Segen; staatliche Leitung reinster Fluch.“

Zufrieden mit des Gespräches Ende,
gedenkt der Lehrer fortzufahren,
doch! Da recken sich empor die Hände,
es scheint – die Klasse hat noch Fragen.

Von Daniel Polzin, 05. Mai ’16


Folgt uns auf Facebook: www.facebook.com/nous.literatur

Kommentar verfassen