Meine Oberschenkel waren an die Heizung gelehnt. Ich stand etwas schief. Das störte mich, aber die Wärme war angenehm, wenn auch sie nicht ausreichte, die Kälte zu vertreiben. Es war, als würde jemand seinen Torso eng umschlungen an meine Beine pressen. Da war auch ein Atem, irgendwo, und ein Pochen, das sich ab und an gegen den Stahl drückte. Mein Rücken krümmte sich über die Fensterbank. Das war nicht immer so, dachte ich zögernd, während mein Blick durch mein schwach reflektierendes Spiegelbild nach draußen gewand war. Da war Nacht. Da war Nässe. Da war Kälte. Eigentlich gute Voraussetzungen. Trotzdem entdeckte ich nirgends meine Vergangenheit. Wer weiß, wie lange ich hier schon am Fenster stehe und warte. Die Zeit ist ein Schauspiel, denke ich. Aber niemand weiß, welcher Akt gerade gespielt wird. Ich schüttelte den Kopf. All das war schon einmal passiert oder es würde noch passieren. Ich war mir nicht mehr sicher. Dabei ahnte ich, dass ein Kreis eine Lüge war. Der Regen hatte die Spuren verwischt. Auch das Licht der Straßenlaternen half nicht. Etwas fehlte – schon immer, seit ich denken kann. Unruhig legte ich mich hin. Ich blieb schlaflos und müde. Zwischen wach und träumen hörte ich den Teufel klagen, leis und schlau. Dann rief mich das Fenster zu sich zurück. Ich schob meinen Körper, wie einen Ziegel aus einer Mauer aus dem Bett und siehe da: Nichts hatte sich verändert. Ich wollte mich schon wieder hinlegen, aber da überkam mich ein Gedanke, der besonders eifrig war und der sich allem Anschein nach selbst abschaffen wollte. Ich gehorchte und ging nach draußen. Die Stadt war in Schnee gehüllt. Obwohl es kalt war, fror ich nicht. Ich ging ein paar Schritte und bemerkte Fußabdrücke hinter mir. Bald waren sie auch vor mir zu sehen.
Kein Wunder, dachte ich, dass die Mörder den Winter abschaffen wollen.
Text und Foto Kamil Tybel, 13. Dez,’20
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