Arm Sein…

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Arm sein heißt
Hunger zu erleiden
Und das Stück Brot im Korb
Mit Hungrigen zu teilen lernen
Auch wenn es immer schwieriger wird
Füreinander da zu sein

Arm sein heißt
Sich dafür schämen zu müssen
Wenn man von Märchen und Gedichten nichts weiß
Weil man nur gelernt hat zu arbeiten auf den Füßen
Nicht sitzend mit Verstand und dem Geist

Das heißt arm sein
Darüber zu staunen
Dass die Menschen auch rein und fein
Sich erziehen lassen mit kultivierten Launen
Statt sich mit Fäusten um ein Glas Wasser raufen

Arm sein heißt
Ehrfürchtig zu sein
Vor Gelehrten und Wissenschaften
Auch wenn man sie nicht versteht
Da sie weniger vom Leben sprechen als vom Schein

Das heißt arm sein
Nicht die Wut zu verstehen im eigenen Heim
Und im Bauch und trotzdem daheim zu bleiben
Und den Verdruss zu verschweigen
Der einen bedrängt und einkreist

Arm zu sein
Heißt trotz bitterer Einsamkeit
Zu verstehen dass man nicht allein
Ist auch wenn man alleine weint

Arm zu sein heißt
Hunger zu erleiden
Und das letzte Stück Brot im Korb
Trotz alledem! mit Hungrigen zu teilen
Um nicht selbst durch den Hunger
Vom Leben zu scheiden

Das heißt arm sein…

Von Mesut Bayraktar, 30.Sep’17 / Foto von Kaptan Bayraktar aus Cali, Kolumbien

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